Thema Regio-Tram: Stellungnahme der Ratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, Baesweiler

Von je her setzt sich die Baesweiler Ratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen für die Entlastung der hiesigen Straßen vom dichten Autoverkehr ein. Sie begrüßt daher ausdrücklich die neue Initiative "Regio-Tram" des ehemaligen AVV-Geschäftsführers H.-J. Sistenich und des AVV. Die im Rahmen der Präsentationen zur Regio-Tram von Herrn Sistenich bzw. vom AVV vorgestellte mögliche Trassenführung einer zukünftigen Straßenbahnverbindung wird von der Grünen Ratsfraktion jedoch nur als erster grober Entwurf bewertet, der bei intensiver Betrachtung zahlreiche Hemmnisse aufweist und für eine nachhaltige Modernisierung der öffentlichen Verkehrssysteme ungeeignet ist. Auch die Einbindung der bestehenden und gut genutzten Euregiobahn-Gleisstrecke zwischen Merkstein, Alsdorf und Merzbrück bringt nur einen unwesentlichen Mehrwert, der nicht geeignet ist, spürbar weitere Pendler zum Umstieg vom Auto auf die Tram zu bewegen, so der Baesweiler Fraktionsvorsitzende Rolf Beckers.

 

Zielsetzung und Vorgeschichte

 

Ausgangsgrößen für die Forderung nach einer Regio-Tram sind Verkehrsdaten, die an Arbeitstagen täglich über 60.000 Pendler zwischen den Städten Baesweiler, Alsdorf, Würselen und Aachen nachweisen. Die vier Nordkreisstädte bilden gemeinsam mit Aachen einen Ballungsraum, in dem über 400.000 Menschen leben. Eine entsprechende Verkehrsdichte des Autoindividualverkehrs ist daher mit allen damit verbundenen Nachteilen täglich spürbar. Die Hauptbuslinien sind im Berufsverkehr überfüllt. Die Installierung eines leistungsfähigen und dazu attraktiven öffentlichen Verkehrsmittel, dass möglichst viele Menschen dazu bewegt, für die täglichen Wege vom Auto auf ein solches umzusteigen, ist daher in der hiesigen Region mehr als überfällig.

 

Ein solches Verkehrsmittel ist eine moderne, elektrisch betriebene Straßen- oder Stadtbahn. Bereits in den 1990er Jahren hat die damalige Zukunftsinitiative Aachener Revier (ZAR) eine solche Stadtbahn für die Stadt Aachen mit Verbindungsstrecken bis weit in die Region konzipiert. Dieses Konzept wurde von verschiedener Seite unterstützt, scheiterte jedoch 1999 an der damaligen CDU-FDP-Mehrheit im Aachener Stadtrat. Die in späteren Jahren aufgelegte Initiative "Campusbahn" entwickelte das ZAR-Konzept weiter und scheiterte 2013 erneut in Aachen, nun im Rahmen eines Bürgerentscheids.

 

Trassenentwurf Regio-Tram

 

Der vorgestellte Trassenverlauf der Regio-Tram beschreibt eine weite S-Schleife durch die Region. Er beginnt im Norden am Baesweiler Reyplatz und führt ab Carl-Alexander-Park über die ehemalige Grubenbahntrasse zuerst an den Ortsrand Merksteins. Hier geht es auf den Gleisen der Euregiobahn vorbei an Alsdorf-Busch, Annapark, Mariadorf und St. Jöris nach Merzbrück; dort auf einem neu zu errichteten Straßenbahngleis über das Aquana ins Würselener Zentrum, anschließend durch den Stadtpark nach Haaren auf die Jülicher Straße und schließlich zum Aachener Bushof. Diese Trassenführung bedient bis auf wenige Ausnahmen vorwiegend die Siedlungsrandbereiche und verläuft kilometerweit durch unbewohnte Ackerlandschaft. Wer am Baesweiler Reyplatz in diese Regio-Tram einsteigt und nach etwa einer Stunde Fahrzeit den Aachner Bushof erreicht, wird das allenfalls einmal ausprobieren, um anschließend als Pendler frustriert wieder das Auto zu benutzen.

 

Landschaft-, Klima- und Artenschutz

 

Erinnern möchten die Baesweiler Grünen daran, dass die alte Grubenbahntrasse von Carl-Alexander nach Merkstein bereits 2012 bei der Erstellung der Machbarkeitsstudie für den Anschluss Baesweilers an die Euregiobahn durchgefallen ist und eindeutig der Variante über die noch vorhandene Bahninfrastruktur von Mariagrube nach Siersdorf der Vorzug gegeben wurde. Zur Realisierung einer Bahnverbindung über die alte Grubenbahntrasse nach Merkstein wären darüber hinaus drei Brückenbauwerke zur Querung von zwei Bundesstraßen und einer Landesstraße auf offener Strecke erforderlich. Wer anlässlich der massiven Kritik der Naturschutzverbände an diese Trassenführung darüber hinaus die Frage Klimaschutz versus Landschaftsschutz formuliert, vergisst, dass auf der etwa 3,5 Kilometer langen abgeräumten Bahnanlage hunderte Bäume und Gehölze stehen. Diese leisten bereits seit Jahrzehnten einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz und zur Bewahrung der natürlichen Artenvielfalt. Eine Rodung wäre daher fatal, zumal eine solche ökologisch auszugleichen wäre, was wiederum den Erwerb großer Grundstücksflächen zur Folge hätte.  

 

Fazit

 

Zur Erreichung des eingangs beschriebenen Ziels ist daher eine Trassenführung der Regio-Tram erforderlich, die im Wesentlichen die Siedlungszentren auf möglichst kurzen Wegen vornehmlich im 15-Minuten-Takt miteinander verbindet. Für Baesweiler ist nach Auffassung der Grünen der schnelle Anschluss an das Netz der Euregiobahn das vordringliche Ziel. Nach der Machbarkeitsstudie von 2012 sollte dieser Anschluss bereits 2019 in Betrieb gehen. Tatsache ist, dass es nach wie vor keinen konkreten Inbetriebnahmetermin gibt. Wir wollen nicht, so Rolf Beckers abschließend, dass Baesweiler am Ende als Verlierer dasteht und in den nächsten 15 Jahren weder an die Euregiobahn noch an die Regio-Tram angeschlossen wird.

Zurück